Trennungs- und Verlassensängste beim Hund

 

Trennungs- und Verlassensängste können bei Hunden auftreten, welche aufgrund ihrer Erfahrung traumatisiert sind, weil sie z.B. ausgesetzt wurden. Eine weitere Ursache kann sein, dass sie aus schlechter Haltung kommen und sich deshalb ihrem neuen Menschen, der liebevoll mit ihnen umgeht, eng anschliessen und ihn nicht wieder aus den Augen bzw. aus ihrem Leben lassen wollen. Oder es kann sein, dass die Hunde das Alleinsein überhaupt nicht kennen und als Rudeltier auf das Alleingelassen werden instinktiv mit Angst reagieren. Hunde, welche unter Trennungs- und Verlassensängsten leiden, zeigen deshalb Stresssymptome (Hecheln, Winseln, Dauerbellen, Erbrechen etc.) und können auch regelrecht panisch reagieren (Kratzen an Möbeln und Türen, Heulen etc.). Auch kann es sein, dass die Hunde versuchen sich abzulenken, indem sie Gegenstände zernagen.

 

Seien und reagieren Sie verständnisvoll: oft ist nicht bekannt, was der Hund in seiner Vergangenheit erlebt hat, und wie jedes Lebewesen wird auch der Hund durch seine Erfahrungen geprägt. Es macht deshalb keinen Sinn, denn Hund in solch einer Situation zu massregeln: er kann die Verbindung zwischen seinem Verhalten während der Abwesenheit seines Besitzers und einer Strafe für angerichteten Schaden nicht herstellen. Im Gegenteil: ein strafendes Verhalten des Besitzers würde sogar einen gegenteiligen Effekt erzielen!

 

Das Alleinsein will also geübt werden: dies kann bedeuten, dass man den Hund zuerst einmal daran gewöhnen muss, nicht immerzu hinter einem herzulaufen, sondern auf seinem Platz zu bleiben. Diese Übungen sind natürlich immer mit Belohnungen und viel Lob zu begleiten! Ein nächster Schritt wird sein, den Raum kurzzeitig zu verlassen und die Türe hinter sich zuzumachen, jedoch nach ein paar Sekunden gleich wieder zurück zu kehren. Die Zeit, wo die Tür geschlossen bleibt kann langsam ausgedehnt werden, sobald erste Lerneffekte erzielt werden.

 

Hunde sind gute Beobachter und verbinden Handlungen, welche vor dem Weggehen durchgeführt werden (Jacke und Schuhe anziehen, Schlüssel aufnehmen etc.) sehr schnell mit der Bedrohung des Alleingelassenwerdens. Es ist deshalb wichtig, dass der Besitzer diese Handlungen immer wieder einmal im Laufe des Tages durchführt (z.B. mit dem Schlüssel klimpern, Jacke anziehen etc.), ohne jedoch das Haus zu verlassen.

 

Auf keinen Fall soll der Hund vor dem Weggehen bedauert oder beim nach Hause zurückkehren stürmisch begrüsst werden, denn durch solches Verhalten wird dem Alleinsein des Hundes mehr Gewicht beigemessen. Das Kommen und Gehen des Besitzers sollte ein natürlicher und entspannter Vorgang sein, der den Hund nicht aufregt und der keinen Signalcharakter hat.

 

Hilfreich für den Hund ist es, wenn er einen zentralen und gemütlichen Platz hat, wo er sich auch bei Anwesenheit des Besitzers aufhält (den Hund beim Weggehen auf keinen Fall in einem anderen Raum einsperren!) und wo er seinen Futter- und Wassernapf hat. Aufgrund der vertrauten Umgebung wird er sich dann auch recht geborgen fühlen, wenn der Besitzer nicht da ist.

 

Es kann jedoch sein, dass all diese Versuche und Übungen nichts nützen, und der Hund sich nicht ans Alleinbleiben gewöhnt. Ich habe das selbst mit Neska, meiner ersten Hündin erlebt. Ihre Angst vor dem Alleingelassenwerden war so gross, dass ich es nicht einmal fertig brachte, die Tür auch nur für kurze Zeit hinter mir zuzumachen: mit aller Macht hat sie ihre Schnauze in den verbleibenden Türspalt gedrückt, durch den ich sie mit der Hand etwas zurückdrücken wollte, damit ich die Tür zumachen konnte. Die Lösung kam dann in der Gestalt von Pipa, meiner zweiten Hündin, welche jeweils gelassen auf dem Teppich liegen blieb, wenn ich das Zimmer verliess. Dank Pipas Vorbild, kombiniert mit geduldigem Üben meinerseits, bleibt Neska jetzt ohne Probleme sogar mehrere Stunden hintereinander ohne mich zuhause. Persönlich bin ich auf jeden Fall der Meinung, dass ein Zweithund sinnvoll ist: der Hund ist ein Rudeltier und braucht Kontakt zu seinen Artgenossen.